Wie sich das Gewicht auf das Herz auswirkt. Untergewicht, Übergewicht und Fettleibigkeit können gefährlich für das Herz sein. Ein Artikel über Ernährungsmedizin und Kardiologie in Frankfurt am Main.
Dass Übergewicht oder Fettleibigkeit (Adipositas) schlecht für das Herz sind, haben Sie wahrscheinlich schon einmal gehört. Und dass Untergewicht oder starkes Untergewicht genauso schlecht sein kann, haben Sie vielleicht auch schon gehört.
Und der Zusammenhang zwischen dem Gewicht und der Gesundheit von Herz und Kreislauf ist nicht immer ganz so einfach.
Jeder von uns hat seine eigene, einzigartige Krankheitsgeschichte. Und die Zahl, die wir sehen, wenn wir auf die Waage steigen, ist nur einer von vielen Faktoren, die unsere Herzgesundheit beeinflussen.
Wie lässt sich also der Zusammenhang zwischen Körpermasse und Herzgesundheit am besten verstehen?
Der Body Mass Index (BMI) ist zu ungenau. Doch trotz seiner vielen Probleme ist der BMI derzeit das am weitesten verbreitete Instrument, um über das Gewicht auf Bevölkerungsebene zu sprechen. In diesem Artikel gilt daher:
Erhebliches Untergewicht bedeutet einen BMI unter 16,5
Untergewicht bedeutet einen BMI zwischen 16,5 und 18,5.
Übergewicht bedeutet einen BMI zwischen 25 und 30.
Adipositas Grad I bedeutet einen BMI zwischen 30 und 35.
Adipositas Grad II bedeutet einen BMI zwischen 35 und 40.
Adipositas Grad III bedeutet einen BMI über 40.
Diese Unterschiede sind wichtig, da eine Gewichtszunahme oder -abnahme von 1 bis 2 kg Auswirkungen auf die Herzgesundheit haben kann.
Warum ist Übergewicht oder Fettleibigkeit schlecht für das Herz?
Es gibt viele verschiedene Gründe, warum sich Übergewicht negativ auf die Herz-Kreislauf-Gesundheit auswirken kann. Forschungsergebnisse zeigen, dass die Art und Schwere der Auswirkungen von Person zu Person unterschiedlich sind. Denn es ist nicht das Gewicht selbst, das das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen erhöht. Vielmehr sind es die Begleiterkrankungen (Komorbiditäten), die häufig damit einhergehen.
Ein gutes Beispiel ist Bluthochdruck (Hypertonie). Zwar leiden nicht alle übergewichtigen oder fettleibigen Menschen an Bluthochdruck, aber wenn man eine dieser Krankheiten hat, ist die Wahrscheinlichkeit, auch die andere zu bekommen, größer.
Auch ein erhöhtes Körpergewicht geht häufig mit einem erhöhten Cholesterinspiegel (Hyperlipidämie) einher. Wir sprechen hier insbesondere von einem hohen Triglyzeridspiegel (Fette aus der Nahrung) und einem niedrigen “guten“ Cholesterinspiegel (HDL-Cholesterin). Diese Kombination spielt häufig eine Schlüsselrolle bei Herzerkrankungen, da sie zu Arterienverkalkung führen kann.
Übergewicht oder Fettleibigkeit erhöhen auch das Risiko, an Diabetes Typ 2 zu erkranken. Ein hoher Blutzuckerspiegel und eine Insulinresistenz können mit der Zeit sowohl die Blutgefäße als auch die Nerven, die das Herz steuern, schädigen.
Wenn man über Übergewicht, Adipositas und Herz-Kreislauf-Gesundheit spricht, darf auch das Thema Entzündung nicht fehlen. Fettzellen, vor allem im Bauchbereich, sind stoffwechselaktiv und verursachen Entzündungen im Körper. Diese Entzündung wurde im Rahmen von Studien an der Menge des C-reaktiven Proteins im Blut gemessen, das ein weiterer Risikofaktor für Herzerkrankungen ist.
All diese Faktoren - Bluthochdruck, hoher Cholesterinspiegel, Diabetes und Entzündungen - bilden zusammen eine Konstellation von miteinander verbundenen Krankheiten, die mit Herzerkrankungen in Verbindung gebracht werden.
Warum ist Untergewicht schlecht für das Herz?
Der Zusammenhang zwischen Untergewicht und Herzerkrankungen ist weniger gut erforscht und daher umstrittener. Die bisherige Forschung liefert jedoch viele interessante Erkenntnisse.
Zwei Studien aus dem Jahr 2022, kamen zu dem Schluss, dass untergewichtige Menschen, die an einer Herzerkrankung leiden, tatsächlich häufiger sterben als Menschen mit einem BMI zwischen 20 und 35. Ob Untergewicht mit Herz-Kreislauf-Erkrankungen zusammenhängt, wurde aber tatsächlich nicht untersucht.
Im Zusammenhang mit Übergewicht und Adipositas wurde bereits erwähnt, dass Begleiterkrankungen wie Bluthochdruck und Diabetes der Hauptgrund dafür sind, dass zusätzliches Gewicht mit einem erhöhten Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen einhergeht. Dies scheint auch für Untergewicht zu gelten.
Ein Beispiel ist die Anorexia nervosa. Patienten mit Anorexia nervosa können aufgrund ihrer Unterernährung verschiedene Gesundheitsprobleme haben, darunter auch Herzerkrankungen. Wir wissen, dass Herzerkrankungen eine häufige Komplikation (und sogar Todesursache) bei Menschen mit Anorexia nervosa sind.
Untergewicht und starkes Untergewicht (wie Übergewicht und Fettleibigkeit) können auch Symptome einer Grunderkrankung sein. Eine unerklärliche Gewichtsabnahme ist oft eines der ersten Anzeichen einer Krebserkrankung. Auch bestimmte Herzkrankheiten können zu einem dramatischen Gewichtsverlust führen. So entwickeln zwischen 10 und 40 Prozent der Menschen mit Herzinsuffizienz eine kardiale Kachexie, eine Form von Unterernährung und Muskelschwund.
Das eigene Risiko einschätzen
Was bedeuten all diese Zusammenhänge, Studien und Zahlen für Sie? Obwohl der BMI in der Allgemeinbevölkerung signifikant mit der Fettmasse korreliert, verliert er seine Vorhersagbarkeit, wenn er auf individueller Ebene angewendet wird. Das ist eine elegante Art zu sagen, dass man über den BMI hinaus denken muss. Hier einige weitere Faktoren, die berücksichtigt werden sollten:
Viszerales Fett und relative Körperfettmasse.
Viszerales Fett ist nicht das Fett, das man sieht und spürt, wenn man die Haut zusammendrückt. Es ist das Fett, das tiefer liegt, die Bauchdecke umgibt und die Organe umhüllt. Wir brauchen viszerales Fett, aber zu viel davon erhöht das Risiko von Gesundheitsproblemen, einschließlich Herzerkrankungen. Wie kann man also feststellen, wie viel viszerales Fett man hat? Studien deuten darauf hin, dass man dies am besten an der Körperform ablesen kann. Wenn man zusätzliches Gewicht um den Bauch herum trägt, was oft als "Apfelform" bezeichnet wird, ist das Risiko für Herzerkrankungen höher als bei Übergewicht an Hüften und Oberschenkeln, was als "Birnenform" bezeichnet wird. Männer und Personen, die bei der Geburt als männlich eingestuft wurden und übergewichtig oder fettleibig sind, haben häufig eine Apfelform. Frauen und Personen, die bei der Geburt als weiblich eingestuft wurden, und übergewichtig sind, haben eher eine Birnenform. Untersuchungen deuten darauf hin, dass Menschen mit einer birnenförmigen Fettverteilung seltener an Stoffwechselstörungen wie Diabetes und Bluthochdruck leiden, die häufig mit Herzerkrankungen einhergehen. Daher kann das Verhältnis von Taille zu Hüfte (auch "relative Körperfettmasse" genannt) genauso wichtig sein wie der BMI, um Ihr Risiko zu bestimmen. Je höher das Verhältnis, desto höher ist das Risiko für Herzerkrankungen. Auch wenn wir wissen, dass die Stellen, an denen wir überflüssiges Gewicht speichern, einen gewissen Vorhersagewert haben können, ist es wichtig, daran zu denken, dass Ihr Körperbau kein Anzeichen für einen schlechten Gesundheitszustand ist, wenn Sie sich in einem gesunden Gewichtsbereich befinden.
Körperfett
Würde man nur den BMI heranziehen, würden einige der weltbesten Sportler als übergewichtig oder fettleibig eingestuft. Das liegt daran, dass der BMI die Muskelmasse nicht berücksichtigt. Es ist wichtig, dass Sie Ihre körperliche Aktivität im Auge behalten, wenn Sie an Ihre Herzgesundheit denken. Besonders hilfreich kann es sein, Ihren Körperfettanteil zu kennen.
Genetische oder metabolische Faktoren
Der Kontext ist alles. Wenn die Zahlen kein klares Bild Ihrer Herzgesundheit vermitteln, werfen Sie einen Blick auf Ihren Familienstammbaum. Wie viele Familienmitglieder haben (oder hatten) eine Herz-Kreislauf-Erkrankung? Jedes Jahr erfahren wir mehr über die Rolle der Genetik beim Zusammenhang zwischen Gewicht und Herzgesundheit.
Wie viel muss man abnehmen (oder zunehmen), um seine Herzgesundheit zu verbessern?
Für Menschen, die übergewichtig oder fettleibig sind, gibt es gute Nachrichten. Sie müssen nicht viel abnehmen, um ihre Herzgesundheit zu verbessern. Bereits eine Gewichtsabnahme von 2-3 Kilogram kann den Blutdruck um fünf Millimeter Quecksilbersäule (mmHg) senken. Und eine Reduzierung des Körpergewichts um zwei bis fünf Prozent erhöht das „gute“ Cholesterin (HDL) und senkt die Triglyzeride um bis zu 20 Prozent.Selbst eine kleine Gewichtsabnahme macht einen großen Unterschied, unter anderem bei der Verringerung des Risikos für Diabetes und Entzündungen.
Für Menschen mit Untergewicht oder starkem Untergewicht kann eine Gewichtszunahme einen ähnlich großen Unterschied machen. Aber wie bei Übergewichtigen und Fettleibigen kommt es auch hier auf die Art und Weise an. Eine gesunde Gewichtszunahme ist wichtig.
Unabhängig davon, ob man abnehmen oder zunehmen möchte, ist eine herzgesunde Ernährung entscheidend. Das bedeutet, sich vorwiegend pflanzlich zu ernähren und dabei auf gesunde Fette zu achten, wie es bei der mediterranen Ernährung der Fall ist. Wenden Sie sich im Zweifelsfall an unseren Experten im Thema Ernährung. Lassen Sie sich berarten und helfen, Ihre Ziele zu erreichen.
Generell gilt: Unser Herz mag Maß.
Sowohl Untergewicht als auch Übergewicht (gemessen am BMI) sind mit einem erhöhten Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen verbunden. Um Ihr individuelles Risiko wirklich einschätzen zu können, benötigen Sie jedoch mehr Informationen.
Nutzen Sie Messwerte wie Ihre relative Fettmasse, Ihren Körperfettanteil und Ihren Body-Mass-Index - zusammen mit Ihrer Familiengeschichte, Ihrem Blutdruck, Ihren Cholesterinwerten und Ihrer Insulinresistenz - um sich ein klareres Bild von Ihrer Herzgesundheit zu machen. Wenn Sie mit Ihrem Risikoprofil nicht zufrieden sind, wenden Sie sich an unsere Experten. Wir können Ihnen helfen, auf sichere, dauerhafte und herzgesunde Weise ein gesundes Gewicht zu erreichen.