2025-06-29

Erhöhte Harnsäurewerte (Hyperurikämie und Gicht) - welche Rolle spielt Ihre Ernährung? Hilfreiche Tipps von Ihren Kardiologin und Ernährungsmedizinerin in Frankfurt am Main.

Harnsäure entsteht beim Abbau von purinhaltigen Lebensmitteln. Dazu gehören vor allem tierische Produkte wie Fleisch, Innereien, Krustentiere und Bier. Auch Fisch, der viele Zellkerne enthält, kann dazu beitragen.

Wie gefährlich ist eine erhöhte Harnsaüre und wozu kann es hinführen?

Bei stark erhöhten Harnsäurewerten können sich Kristalle in Gelenken bilden, was zu Entzündungen führt – bekannt als Gicht. Typischerweise sind das Großzehengrundgelenk sowie andere große Gelenke betroffen. In seltenen Fällen können auch Nierensteine und sogar Hautknoten auftreten, dies ist aber durch frühzeitige Therapie selten geworden.

Was sollten Sie noch kontrollieren lassen?

Harnsäurewerte treten häufig zusammen mit dem sogenannten metabolischen Syndrom auf, das eine Kombination aus Übergewicht, Diabetes und Bluthochdruck ist. Durch den Zusammenhang mit Herzerkrankungen sollte ein kardiovaskuläres Screening also ein Screening auf Herzerkrankungen erfolgen, vielleicht sogar eine Kontrolle beim Kardiologen. Daneben ist es auch wichtig, die Nierenfunktion regelmäßig überprüfen zu lassen.

Kann eine Hyperurikämie meine Herzerkrankung verschlechtern?

Es gibt Hinweise darauf, dass erhöhte Harnsäurespiegel mit einem erhöhten Risiko für Herzschwäche, Schlaganfall und Herzinfarkt verbunden sein können. Der genaue Zusammenhang ist jedoch noch nicht vollständig geklärt.

Wie behandelt man einer Hyperurikämie?

Bei einem akuten Gichtanfall können entzündungshemmende und schmerzlindernde Medikamente helfen. Langfristig versucht man, die Harnsäurewerte langsam zu senken. Neben einer diätetischen Umstellung können auch Medikamente wie Allopurinol verschrieben werden. Harnsäureerhöhungen (sogar bis 9mg/dl) ohne Beschwerden werden nur mit Diät behandelt. Das langfristige Ziel ist jedoch <6mg/dl.

Darf ein Herzpatient alle harnsäurensenkende Medikamente nehmen?

Nicht alle harnsäuresenkenden Medikamente sind für Herzpatienten geeignet. Zum Beispiel wird Febuxostat bei Herzkranken nicht empfohlen, da es das Risiko für akute Herz-Kreislauf-Ereignisse erhöhen kann.

Warum kommt es plötzlich zu einem Gichtanfall?

Neben der erhöhten Harnsäurewerten spielen oft weitere Faktoren eine Rolle, wie ein verstärkter Anfall von Harnsäure oder eine Hemmung der Ausscheidung. Eine Gewichtsnormalisierung sollte unbedingt angestrebt werden, aber beispielsweise kann beim Fasten (durch den erhöhten Muskelabbau und Ketonkörperbildung) oder durch Alkohol und bestimmte Medikamente es dann auch zur Kristallbildung und dann zum schmerzhaften akuten Gichtanfall führen. Bei Diäten kann eine Beratung durch einen Ernährungsexperten helfen, Fehler zu vermeiden.

Was machen Sie falsch und worauf sollten Sie achten?

Beim Fasten sollte man eine Gewichtsabnahme von maximal 1-2 kg/Monat anstreben und proteinreiche Diäten wie die Atkins Diät oder Crash Diäten meiden. Wichtig ist eine Wasserzufuhr von mehr als 2l pro Tag.

Was können Sie selbst dagegen tun?

Eine purinarme Ernährung wird empfohlen. Pflanzliche Proteine wie Hülsenfrüchte (Linsen, Kichererbsen, Bohnen) gelten als neutral. Tierische Produkte wie Fleisch, Innereien, Fleischstücke mit Haut, Schalentiere und Fisch mit Haut sollten eingeschränkt werden. Es gibt Hinweise, dass Omega-3-reiche Fische das Risiko jedoch nicht erhöhen. Milchprodukte und Eier sind purinarm und eignen sich gut als Eiweißquellen.

Was sollten Sie vermeiden?

Neben einer purinarmen Ernährung sollte Alkohol, vor allem Bier, gemieden werden, da er die Harnsäurebildung fördert. Auch Fruchtzucker, insbesondere aus Softdrinks, erhöht das Gichtrisiko. 

Gibt es noch besondere Tipps?

Vitamin- C in einer Dosierung von 500 mg bis 1 g täglich kann das Risiko für Gichtattacken senken.Auch Kaffee kann den Harnsäurespiegel verringern.