08.12.2024

Wechseljahre und Herz. Besteht bei Frauen in den Wechseljahren ein erhöhtes Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen? Ein Artikel Ihres Kardiologen in Frankfurt am Main.

Eine ganze Reihe von Untersuchungen hat einen Zusammenhang zwischen den Wechseljahren und Herz-Kreislauf-Erkrankungen hergestellt, darunter Risikofaktoren wie steigendes LDL (schlechtes Cholesterin) und sinkendes HDL (gutes Cholesterin). Außerdem haben Studien, die Frauen über einen längeren Zeitraum hinweg begleitet haben, ergeben, dass Frauen mit frühen Wechseljahren (45 Jahre und jünger) später mehr Herz-Kreislauf-Probleme haben als Frauen, deren Wechseljahre näher am normalen Alter (um die 50) liegen.

Einleitung

Während der Wechseljahre finden komplexe hormonelle Veränderungen statt, insbesondere wenn die Wechseljahre im Vergleich zum durchschnittlichen Alter von 50 Jahren früher eintreten. Die frühe Menopause scheint einen gewissen Einfluss auf die kardiovaskuläre Gesundheit zu haben, aber es wird noch viel darüber diskutiert, wie genau dieser Einfluss aussieht und wie stark er ist.

Außerdem können viele kardiovaskuläre Ereignisse, die mit den Wechseljahren in Verbindung gebracht werden, auch auf den allgemeinen Alterungsprozess zurückgeführt werden.

Kardiale Symptome

Herzstolpern richtig einordnen

In den Wechseljahren kann es zum vermehrten Herzstolpern, den sogenannten Extrasystolen kommen. Das Herz schlägt ein paar Mal hintereinander stark und schnell und setzt dann kurz aus. Auch das erschreckt die Betroffenen meist sehr. Doch auch Extrasystolen sind fast immer harmlos. Sie sind der Arbeitsweise unseres Herzens geschuldet. Unser Herz ist ein Hohlmuskel, der von einer Scheidewand in zwei Hälften geteilt wird. Jede Hälfte besteht aus zwei unterschiedlich grossen Hohlräumen, dem Vorhof und der Herzkammer. Der Herzschlag wird durch einen elektrischen Impuls im rechten Vorhof ausgelöst und über einen Knotenpunkt in die Herzkammer geleitet. Dabei kann es zu Fehlern in der Reizübertragung kommen. Das Herz gerät kurz aus dem Takt.

Besonders häufig treten solche Fehler in Phasen der hormonellen Umstellung auf, also in den Wechseljahren und der Pubertät. Eine Hypothese ist, dass die Veränderungen Stress für den Körper bedeuten und es deshalb leichter zu Unregelmässigkeiten kommt.

Wichtig zu wissen: Halten solche Rhythmusstörungen mehrere Minuten oder gar Stunden an, sollte man unbedingt sofort zum Arzt gehen. Kommen noch Atemnot oder Schwindel hinzu, ist es ratsam einen Notarzt zu rufen, denn dann könnte es sich um schwerwiegende Probleme wie eine Herzmuskelentzündung oder ein Vorhofflimmern handeln.

Hormonersatztherapie

Während der Wechseljahre stellen die Eierstöcke allmählich die Östrogenproduktion ein. Die Hormonersatztherapie ist eine Möglichkeit, einen Teil des Östrogens wieder zuzuführen und häufige Wechseljahrsbeschwerden wie Hitzewallungen zu regulieren sowie Osteoporose vorzubeugen. Östrogenprodukte werden in der Regel oral als Pille eingenommen, mit einer Creme oder einem Pflaster auf die Haut aufgetragen oder intravaginal eingenommen.

Östrogen wird oft zusammen mit Progesteron verschrieben, um das Wachstum von Endometriumzellen zu mildern oder umzukehren. Bei Frauen, die sich einer Hysterektomie unterzogen haben, ist dieses übermäßige Zellwachstum kein Problem, sodass Östrogen allein verschrieben wird.

Wie wirkt sich eine Hormonersatztherapie auf die kardiovaskuläre Gesundheit aus?

Eine Hormonersatztherapie kann bei der Kontrolle von Wechseljahrsbeschwerden (Hitzewallungen usw.) nützlich sein und zur Vorbeugung von Osteoporose beitragen. Über ihren kardiovaskulären Nutzen wird jedoch noch diskutiert.

Die Women's Health Initiative, eine langfristige, von den US-amerikanischen National Institutes of Health finanzierte Studie, untersuchte die Auswirkungen der Hormonersatztherapie bei Frauen nach der Menopause. Es wurden zwei Gruppen von Frauen untersucht: Frauen mit einer intakten Gebärmutter, die Östrogen mit Progesteron oder einem ähnlichen Placebo einnahmen, und Frauen, die sich zuvor einer Hysterektomie unterzogen hatten und nur Östrogen oder ein Placebo einnahmen.Keine der beiden Gruppen zeigte einen kardiovaskulären Nutzen durch das Hormon, und beide Gruppen zeigten einen leichten Anstieg bei Schlaganfällen und Thrombosen (Blutgerinnung). Als Ergebnis dieser wichtigen Studie wird eine Hormontherapie zum Schutz des Herzens nach den Wechseljahren nicht empfohlen.

Was ist neu?

Da in vielen Studien Frauen untersucht wurden, die etwa 10 Jahre nach der Menopause waren, wird aktuell untersucht ob die Ergebnisse anders ausfallen würden, wenn Frauen in der Mitte der Wechseljahre untersucht worden wären?

Mehrere neue Studien untersuchen derzeit den Unterschied zwischen Frauen, die kurz vor den Wechseljahren mit einer Hormonersatztherapie beginnen, und Frauen, die erst später mit einer Hormonersatztherapie beginnen.

Aufgrund der aktuellen Forschungsergebnisse empfehlen die Fachgesellschaften, dass Frauen, die eine Hormonersatztherapie anwenden, dies nur unter strenger ärztlicher Kontrolle und nur zur Behandlung von Wechseljahrsbeschwerden wie Hitzewallungen tun sollten.

Frauen wird nicht empfohlen, eine Hormonersatztherapie zur Senkung des kardiovaskulären Risikos anzuwenden.

Fazit

Die Wechseljahre betreffen den ganzen Körper und erfordern möglicherweise mehr als die Behandlung durch nur einen Gynäkologen.

Die hormonellen Veränderungen in den Wechseljahren können zu einem erhöhten kardiovaskulären Risiko in Form von erhöhtem Blutdruck und Cholesterinspiegel führen. Risikofaktoren wie Bluthochdruck, Diabetes, hohe Cholesterinwerte und Rauchen schließen die Anwendung einer Hormonersatztherapie nicht aus. Sie sollten jedoch optimal eingestellt sein. Das Rauchen sollte nach Möglichkeit aufgegeben werden. Bei Verdacht auf Thromboseneigung sollte dieses Risiko weiter abgeklärt werden.

Wenn in Ihrer Familie Herz-Kreislauf-Erkrankungen gehäuft auftreten, ist es auch wichtig, einen Kardiologen aufzusuchen, um die Wahrscheinlichkeit einer Herz-Kreislauf-Erkrankung weiter abzuklären und die Behandlung zu optimieren.